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Jod – das lebensnotwendige Spurenelement in der Frauenheilkunde

Jod – das lebensnotwendige Spurenelement in der Frauenheilkunde

Gehörst Du, wie ich lange auch, zu den Frauen, die glauben, die Einnahme von Jod wäre ungesund? Mittlerweile wurde ich eines Besseren belehrt, da ich selbst an einem Mangel litt und entsprechende Symptome wie starke Antriebslosigkeit und andauernde Müdigkeit hatte. Mittlerweile weiß ich: Jod ist ein sehr wichtiger Baustoff für unseren gesamten Körper. Nicht nur die Schilddrüse benötigt es als Bestandteil des Stoffwechselhormons Thyroxin. Wir gehen davon aus, dass jede Zelle in irgendeiner Form Jod als Baustoff benötigt und wichtige Funktionen im Körper und in den Organen übernimmt. Du erfährst in meinem Beitrag, welche bedeutsame Rolle Jod für die Frauengesundheit spielt.

Was ist Jod?

Genau wie Selen, Eisen oder Zink zählt Jod zu den essentiellen Spurenelementen, was nichts anderes heißt, als dass Dein Körper sie für seinen Stoffwechsel dringend benötigt und nicht selbst herstellen kann. Du musst es demzufolge mit der Nahrung zu dir nehmen. In der Natur kommt Jod, vielfältig vor. Es ist zum Beispiel in Böden und Steinen zu finden. Nach und nach wird es dort ausgewaschen, abgetragen und gelangt in das Grundwasser und in die Meere. Gerade Meerwasser hat deshalb einen relativ hohen Jodgehalt. Logisch, dass Jod daher besonders von Meeresbewohnern wie Fischen, Algen und Schwämmen aufgenommen wird.

Sind wir mit Jod „überdosiert“?

Über Jod ist eine Menge an Falschinformation im Umlauf. Viele Menschen denken, dass Jod und vor allem das jodierte Speisesalz ungesund oder gar giftig sei. Andere wiederum sind der Annahme, in Deutschland würde eine „Zwangsjodierung“ über das mit Jod angereicherte Salz stattfinden, und wir wären alle überversorgt. Nein. In meiner Praxis sehe ich täglich Frauen mit niedrigen Jod-Spiegeln. Von Überversorgung kann hier keine Rede sein. Im Gegenteil, ein Jodmangel ist tatsächlich weit verbreitet.

Jodaufnahme mit der Nahrung

Wenn Du Dich in etwa so ernährst wie der/die durchschnittliche Westeuropäer/in, dann wirst Du wohl den Großteil Deines Bedarfes über Jodsalz – wenn Du es benutzt – decken. Die meisten Lebensmittel enthalten leider nur wenig von dem wichtigen Spurenelement, denn die heimischen Böden sind eher ausgelaugt.

Gute Quellen hingegen sind, wie schon gelesen, einige Fischarten und Meeresalgen. Den häufigen Genuss von Fisch kann ich Dir trotzdem nicht guten Gewissens empfehlen, denn damit könntest Du Deinem Körper gleich jede Portion Schwermetalle mitliefern, die für die Gesundheit eher kontraproduktiv sind. Ich empfehle Algen in Bioqualität. Sie sind gar nicht so schlecht im Geschmack und lassen sich einfach wie Kräuter unters Essen mischen. Probiere es doch mal aus!

Wie viel Jod braucht der Körper am Tag?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, dass ein Erwachsener pro Tag ca. 180 – 200 Mikrogramm Jod zu sich nehmen sollte, bei Schwangeren und Stillenden ist der empfohlene Wert mit 230 – 260 Mikrogramm noch einmal etwas höher. Du kannst davon ausgehen, dass der Bedarf allein für Deine Schilddrüse mit diesen täglichen Mengen in etwa gedeckt ist. Doch was ist mit allen anderen Zellen?

Welche Zellen brauchen Jod?

Es gehört fast schon zum Allgemeinwissen, dass die Schilddrüse viel Jod zur Bildung seiner stoffwechselaktivierenden Hormone benötigt. Doch wusstest Du, dass folgende Organe ebenfalls dringend auf eine Versorgung angewiesen sind?

  • Deine Verdauungsorgane Magen und Darm benötigen Jod, um gut arbeiten zu können.
  • An der Haut zeigt sich ein Mangel durch starke Trockenheit.
  • Die Eierstöcke benötigen ausreichende Mengen Jod zur Eizellreifung.
  • Deine Brustdrüse kann Jod speichern und sorgt somit für eine gesunde Brust.
  • Sogar im Gehirn/Liquor wurde Jod gefunden – möglicherweise ist der sogenannte „Brainfog“ ein Zeichen für einen bestehenden Jodmangel.
  • Die Tränen- und Speicheldrüsen benötigen es, um im Mund für einen optimalen pH-Wert zu sorgen, der wiederum als Karies- und Parodontoseschutz wichtig ist.

Wenn Du das liest, kannst Dir also selbst herleiten, dass Dein Körper wahrscheinlich mehr als die empfohlene Dosis von diesem Element benötigt, um optimal versorgt zu sein.

Jod und Frauengesundheit

Die Forschung zeigt immer wieder sehr deutlich: Ein Jodmangel ist nicht nur mit Erkrankungen der Schilddrüse assoziiert, sondern in erheblichem Maße auch mit der Brustgesundheit. In Tierversuchen gibt es klare Hinweise darauf, dass ein Jodmangel zu einer Veränderung des Brustgewebes führt (Eskin, Krouse, Mobini: Age related changes resembling fibriocystic desease in iodineblocked rat breasts, in: Archieves of Pathological Laboratory Medicine, Vol. 103, 12/1979, S. 631 ff.).

Brustkrebs durch Jodmangel?

Im Klartext bedeutet es, dass ein Jodmangel mitverantwortlich sein kann für die Entstehung sowohl von fibrozystischer Mastopathie als auch von Brustkrebs. Die gute Nachricht: Durch eine ausreichende Zufuhr kannst Du selbst diesen Krankheiten vorbeugen. Wenn Du mehr zum Thema Brustgesundheit und Brustkrebsprophylaxe wissen möchtest, dann lies den Beitrag „Die weibliche Brust: 6 Tipps, um deine Brust gesund zu halten“. 

Wie sich ein Jodmangel in der Gynäkologie noch äußern kann

Die Eierstöcke verbrauchen mit am meisten Jod von allen Körperorganen. Von daher ist es nicht verwunderlich, das die Produktion der Sexualahormone bei einem Mangel beeinträchtigt sein kann, was unter anderem das polyzystische Ovarialsyndrom, unerfüllten Kinderwunsch und Wechseljahresbeschwerden zur möglichen Folge hat.

Sechs mögliche Folgen von Jodmangel in Schwangerschaft und Stillzeit

Hier noch ein paar Fakten, die besonders für Dich, die als Schwangere/Stillende oder im Kinderwunsch befindliche Frau, interessant sind:

  • Eine schlechte Jodversorgung des Babys während der Schwangerschaft kann mit einem niedrigeren IQ vergesellschaftet sein.
  • Jodmangel während der Schwangerschaft steht in Verdacht, das Risiko für Fehlgeburten und Frühgeburten zu erhöhen.
  • Ebenfalls wird ein Zusammenhang mit dem „Plötzlichem Kindstod“ (SIDS), Autismus und ADHS diskutiert.
  • Ein Trigger für das erstmalige Auftreten eines M. Hashimoto (Autoimmunerkrankung der Schilddrüse) nach einer Geburt kann neben der hormonellen Veränderung auch durch einen Jodmangel kommen.
  • Gleiches gilt für die Entstehung einer postpartalen Depression.
  • Bei Stillproblemen/Milchmangel bzw. Trinkschwäche des Säuglings könntest Du an Jodmangel denken.

Denke also daran, dass der Bedarf an Jod in der Schwangerschaft auf das Doppelte und mehr ansteigt, da das ungeborene Kind ja mitversorgt werden muss.

Habe ich einen Jodmangel?

Es gibt mehrere Möglichkeiten, um herauszufinden, ob auch Du von einem Jodmangel betroffen bist. Einige Symptome wie ständige Müdigkeit oder Konzentrationsschwäche oder trockene Haut bzw. Brustschmerzen und hormonelle Störungen können schon vor der Ausbildung eines Schilddrüsenkropfes (Struma = Jodmangel) einen Hinweis darauf liefern. In Kyra und Sascha Kauffmanns Buch „JOD  das Standardwerk zum vergessenen Heilmittel“ gibt es zu diesem Thema einen Selbsttest in Form eines Fragebogens und einen Nahrungsmittelcheck, anhand dem Du Deine tägliche Jodzufuhr ausrechnen und somit Rückschlüsse auf Deine Versorgung ziehen kannst.

Labortest auf Jod

Einige Labore bieten einen Urintest an, dessen Ergebnis aber nicht immer aussagekräftig zu sein scheint, da der Wert unter anderem stark mit der Ernährung der letzten Tage vor dem Test korreliert. Der Goldstandard ist der Jodsättigungstest, der wiederum aber nur in Zusammenarbeit mit einem Arzt oder einer Ärztin durchgeführt werden kann.

Jodeinnahme bei Morbus Hashimoto

Du hast eine Hashimoto-Thyreoiditis und die Empfehlung bekommen, Dich jodarm zu ernähren? Das stellt eine besondere Situation dar. Bitte lasse Dich von einem/einer kompetenten Arzt/Ärztin oder Heilpraktiker/in zu Deiner speziellen Situation beraten.

Fazit

Viele Deutsche leiden (unentdeckt) an einem Jodmangel. Besonders ausgeprägt ist er tatsächlich in der Altersgruppe der 18 – 29-jährigen Frauen, genau der Gruppe, die eigentlich auf eine gute Versorgung, im Hinblick auf eine Schwangerschaft, angewiesen ist. Um dem entgegenzutreten, kannst Du gerne Deine Ernährung mit jodreichen Algen aufpeppen, von der Einnahme einer Hochdosis  (alles ab 1mg/pro Tag) in Eigenregie (so wie teilweise im Internet propagiert) rate ich Dir allerdings dringend ab.  Viel mehr empfehle ich Dir: Lasse Dich in Bezug auf Deine konkrete Situation ganz individuell beraten und begleiten. Bei einigen gynäkologischen Erkrankungen wie Brustzysten oder Ovarialzysten (PCOS) und auch bei Infertilität darf und sollte der Ausgleich des Jodspiegels mit zum therapeutischen Konzept gehören.

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